Oder doch eher einen Führeschein? Okay, ehe das hier zu sehr ins Absurde abdriftet, worauf will ich eigentlich hinaus? Eine der spannendsten Merkmale der deutschen Sprache, sind die Komposita, oder wie es im Schuldeutsch heißt: Zusammengetzte Hauptwörter.
Im Grunde genommen schnappt man sich zwei Wörter (<klugsch>Gut, eigentlich Wortstämme, aber das merkt eh keiner</klugsch>) pappt sie aneinander und tadaa, neues Wort. Und wenn es um diese Komposita geht, kommt das Deutsche aber mal so richtig in Fahrt, denn natürlich kann man an dieses neue Wort problemlos noch eins dranpappen, und noch eins, und noch eins… und am Ende hat man dann so etwas:
Rindfleischetikettierungsüberwachungs-
aufgabenübertragungsgesetz.
Dieses Gesetz gibt es nich mehr, aber das Wort hat sich ins kollektive Deutschlehrergedächtnis(!) eingegraben, galt es doch zu seiner Zeit als das längste, in Gebrauch befindliche, deutsche Wort.
Doch so lang dieses Wort auch ist, ist man des Deutschen mächtig, erschließt sich einem auch der Sinn des Ungetüms. Wir müssen es nur von hinten aufdröseln.
Bei einem Kompositum ist das letzte Wort immer das, worum es geht, hier also ein Gesetz. Gut, das erklärt einiges. Und was regelt dieses Gesetz? Die Übertragung von Aufgaben, genauer gesagt von Überwachungsaufgaben. Bis jetzt komme ich noch mit, fragt sich noch, was überwacht werden soll. Die Etikettierung von Rindfleisch.
Solche Zusammensetzungen nennt man auch endozentrische Komposita. Kling kompliziert, bedeutet aber im Grunde schlicht selbsterklärend, die Wortbedeutung ist also durch die Betrachtung der Einzelteile erkennbar.
Und wie sagt schon das alte Sprichwort? Wo es endozentrisch gibt, existiert auch exozentrisch.
Und es soll Recht behalten. Bei den exozentrischen Komposita erhebt sich die Grammatik, die Wissenschaft, in die Sphären der Kunst. Denn diese Perlen eines jeden Thesaurus sind nich nur Augen-, nein, insbesondere auch Ohrenweide.
Und zack, sind wir mittendrin!
Denn die Exos offenbaren ihren Sinn eben nicht durch Kenntnis der Sprache, ganz im Gegenteil, die ist hier nicht selten eher hinderlich. Eine Tortur für Deutschlernende, seien es nun einheimische Kinder oder Fremdsprachler.
Mein erstes Beispiel habt ihr vielleicht sogar einfach überlesen: Die Augenweide.
Wir wissen, hierbei handelt es sich um einen Anblick, der dem Auge schmeichelt und dessen Schönheit uns in Verzückung versetzt oder, um es mit den Worten meines Nachbarn Bernhard Kabutzke zu sagen: „Boah! Sieht geil aus.“
Aber das müssen wir auch wissen, denn das Wort gibt es nicht her. Ohne weiteres Wissen, das nichts mit Grammatik zu tun hat, stehen wir auf dem Schlauch.
Doch da wir das wissen, können wir es auch auf die – eigentlich nicht existierende – Ohrenweide übertragen.
Okay, das soll es gewesen sein, hier nur noch ein Tipp, der euch eine Menge Spaß einbrocken könnte:
Tipp, der euch eine Menge Spaß einbrocken könnte
Solltet ihr Kinder kennen, die noch nicht zur Schule gehen oder gerade erst damit anfangen, lasst sie doch einfach mal ein paar solcher Begriffe zeichnen. Ihr könntet überrascht werden, welch Kreativität zu Tage tritt.
Ihr wollt gleich loslegen? Na gut, hier noch ein paar Beispiele:
- Ohrwurm
- Hasenscharte
- Arschgeige
- Ohrensessel
- Aufschneider
- Kopfkino
- Eselsbrücke
- Dickkopf
- Armleuchter
- Buchhalter
- Hornochse
Wenn ihr Lust habt, den Kommentarbereich nicht nur zu verwenden, um meine Darlegungen zum Thema Wort-Kompositionen zu zerpflücken, spendet doch noch weitere Zusammensetzungen, die beim besten Willen nicht durch ihre Einzelteile erkennbar sind.
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